Zu Beginn ging es von San Francisco über San José bis nach Gilroy. Man kann das Ganze als zusammenhängendes Stadtgebiet bezeichnen. Fahrradwege waren meistens vorhanden und so kam man auch hier ganz gut voran. Ab und zu fuhr man mal durch ein paar „hässliche“ Stadtviertel aber das war von vorherein klar. Nach Gilroy ging es in den ländlichen Teil Amerikas. Die Landschaft ist teilweise wirklich schön. Erschreckend sind jedoch die vielen wirklich heruntergekommenen Ortschaften und Grundstücke entlang des Highways. Es ist wirklich traurig das sagen zu müssen: Das hätte an manchen Stellen genauso gut Vietnam sein können!
Ich fuhr also die ersten Ortschaften ab und da dauerte es auch nicht lange bis ich die ersten Hunde am Hinterrad hatte. Es waren keine wilden Hunde, es waren Hunde von genau diesen dreckigen und heruntergekommenen Grundstücken. In Vietnam interessierte es die Hunde herzlich wenig, wenn man tagsüber an ihnen vorbei fuhr. Hier ging einem jeder Hund nach. Die Straßenseite spielt dabei keine Rolle. Beim Fahren ist man also die ganze Zeit damit beschäftigt, zu schauen aus welcher Einfahrt der nächste Hunde kommt. Wird man von einem Hund verfolgt, muss man gleichzeitig auch den Verkehr im Auge behalten. Manchmal kann man sich über die Fahrbahn etwas Platz verschaffen. Andernfalls hilft es nur noch den Hunden anzuschreien oder den Fuß auszufahren. Nach ungefähr 30 Angriffen an den ersten beiden Tagen kam ich ins Grübeln, ob meine weitere Reise so aussehen sollte. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon überhaupt keine Lust mehr hatte weiterzufahren nahm ich mir erstmal ein Auto bis nach Las Vegas, um über alles weitere nachzudenken. Knapp 400 Kilometer hatte ich bis dahin in den USA zurückgelegt.
In Las Vegas machte ich mir Gedanken über die Gesamtsituation. Neben den Hundeattacken sorgte nun eine Kombination aus niedrigen Temperaturen und Campen letztendlich dafür, dass ich das Fahrrad in den USA voraussichtlich nur noch in den Städten benutzen werden. Bei der ursprünglichen Reiseplanung wollte ich eigentlich 2 Monate später starten, denn ich wusste, dass die Temperaturen in den USA dann auch wieder steigen. Dies war aber aus nachvollziehbaren Gründen der Bank nicht möglich. Meine geplante Strecke wollte ich trotzdem beibehalten. Die Temperaturen sind Nachts jedoch wirklich kalt, etwa um die 2 Grad. Die Campingplätze sind unverhältnismäßig teuer und haben keine Aufenthaltsräume. Dazu geht die Sonne schon um 16.45 Uhr unter. Da es außer den Campingplätzen nichts sehenswertes gibt, hat man nur die Möglichkeit sich in sein Zelt zu verkriechen. Und da liegt man nun…14-15 Stunden. Da die Distanzen in den USA sehr groß sind würden hier wahrscheinlich 2/3 meiner Zeit so aussehen. Tagsüber immer mal wieder Hunde auf der Straße abwehren und danach irgendwie die Zeit im Zelt rumbringen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt und das hat auch nichts mehr mit den Radreisen zu tun wie ich es im Jahr zuvor in Schweden, oder auch in Vietnam und Australien erlebt habe. Der Flug nach Irland ist bereits um 3 Wochen vorverlegt. Wie ich in den USA von Stadt zu Stadt komme muss ich erstmal gucken. Wahrscheinlich wird es eine Mischung aus Flugzeug und Auto.
In Europa erhoffe ich mir wenigstens die restliche Strecke in Ruhe fahren zu können. In Irland/Europa wird es wahrscheinlich noch kälter sein. Allerdings sind die Wege hier deutlich kürzer und somit hat man auch immer die Möglichkeit eine Unterkunft zu finden und immer mal wieder neue Leute kennenzulernen.
Ob ich mit Amerika grundsätzlich noch „warm“ werde weiß ich noch nicht. Die Leute sind meistens wirklich freundlich. Natürlich laufen hier auch einige finstere Gestalten herum. Das Land kommt mir manchmal wirklich seltsam vor und bei vielen Sachen fehlt es absolut an Verhältnismäßigkeit. Grundsätzlich scheint das Land viele Probleme zu haben. Das merkt man auch in den Gesprächen mit den Einheimischen. Aber da wo es nötig wäre etwas zu unternehmen, da wird weggeschaut. Momentan bevorzuge ich Airbnb anstatt in Hostels unterzukommen. Die Preise sind vergleichbar und man hat ein eigenes Zimmer. Noch dazu sieht man wie die Amerikaner leben und lernt sie etwas besser kennen.
Momentan befinde ich mich in Phoenix, wo ich auch über Weihnachten bleiben werden. Hier werde ich mir morgen auch nochmal ein Football Spiel anschauen. Auf dem Weg nach Phoenix habe ich noch einen Abstecher zum Horseshoe Bend gemacht. Eigentlich wollte ich danach auch noch am Grand Canyon halten. Jedoch war die Sonne schon am untergehen und ich wusste nicht, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde. Deshalb war ich nicht bereit die 35 $ Gebühren für den Nationalpark zu bezahlen und drehte um.
Am 25.12. wird es mit dem Flugzeug nach Dallas gehen. Wie lang ich dort bleiben werde und wie es danach weiter geht in Richtung New York weiß ich noch nicht. Ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass ich über Silvester in Dallas sein werde. Am 30.12. werde ich mir zudem das deutsche Duell in der NBA zwischen Dirk Nowitzki mit den Dallas Mavericks und Dennis Schröder mit den Oklahoma City Thunder anschauen. Desweiteren werde ich mit Sicherheit einen Abstecher zum Dealey Plaza machen. Nachdem wir auf dem Volksbank Hüttenwochende 2013, den 50. Jahrestag des Kennedy Attentats, ungefähr 20 Dokumentationen auf NTV angeschaut haben, natürlich ein absolutes Muss.
Die Spendenaktion wurde mittlerweile auch angepasst, da jetzt natürlich einige Kilometer weniger zustande kommen werden. Es gibt auf jeden Fall noch einige Leute die sich trotz Versprechen noch nicht zu einer Spende hinreißen konnten. Ich gehe natürlich davon aus, dass da noch etwas kommen wird.