Von Ninh Binh nach Da Nang – Und eine letzte Etappe die letztendlich die Reisepläne ändert

Von Ninh Binh ging es nun immer weiter südlich der QL1A entlang. Auf der rechten Seite konnte man stets die Berge bestaunen, die in Richtung Laos aufragten. Das Wetter war immer sehr warm und die Leute auch weiterhin freundlich und hilfsbereit. Jedoch fiel der Müll und die generelle Verschmutzung immer sehr negativ auf, vor allem außerhalb der Touristengebiete. Schöne Städte auf unserem Weg waren Dong Hoi und Hué. Vor allem Dong Hoi konnte mit einem schönen breiten Sandstrand Pluspunkte sammeln.

2 Tage bevor wir in Da Nang sein wollten hatten wir noch ca. 170 Kilometer vor uns. Wir beschlossen also uns etwas südlich von Hué ein Hotel zu buchen, um bei der letzten Etappe nach Da Nang nicht allzu viele Kilometer fahren zu müssen. Immerhin lag vor Da Nang auch ein Berg der noch überquert werden musste.
So waren wir Mittags nach 70 Kilometern schon in Hué und wollten uns gegen 14 Uhr auf den Weg zum 30 km entfernten Hotel machen.
Schließlich wurden wir nun nach über 700km in Vietnam Zeuge einen Unfalls unmittelbar vor uns. Ein Auto hielt auf einer stark befahrenen Straße an und die Insassen rissen ohne weiter zu gucken die Türen auf. Es kam also wie es kommen musste. Ein Rollerfahrer konnte gerade noch ausweichen und wurde von einem anderen Auto erfasst. Dieses Vorgehen auf so einer Straße kann nur als Dummheit bezeichnet werden und wäre vermutlich in 9 von 10 Fällen schief gegangen. Der Rollerfahrer lag anschließend regungslos auf dem Boden. Die ersten Unfallbeteiligten versuchten ihn unter den Achseln zu packen und aufzuheben. Der Mann zeigte jedoch keinerlei Regung und sah auch nicht sehr gut aus. Der Kommentar von Felix bei der nächsten Pause hätte das Ganze nicht besser beschreiben können: „Wenn der Mann vorher nicht schon kaputt war, dann war er es nach der ersten Hilfe.“

Wir hatten uns kurz gesammelt und konzentrierten uns nun wieder auf uns. Bis zum Hotel war es nicht mehr weit und wir könnten uns dann erstmal entspannen. Das Problem an der Sache war allerdings, dass das gebuchte Hotel nicht dirt war, wo es sein sollte. Es gab nur eine Straße, aber ein Hotel gab es nicht. Auch von den benachbarten Anwohnern kannte es niemand. Es war nun 15.30 Uhr. Andere Hotels gab es so weit außerhalb von Hué auch nicht. Bis 18 Uhr sollten wir Tageslicht haben. Daher beschlossen wir die 70 Kilometer bis Da Nang auch noch zu fahren. Die ersten 30 Kilometer liefen gut und nur der Berg trennte uns noch von Da Nang. Einmal anstrengen und dann schön auf der anderen Seite in die Stadt rollen lassen…so der Plan…

Nach ungefähr einem Kilometer wurde es steiler und da passierte es auch schon. Felix versprang die Kette und riss dabei die komplette Schaltung am Hinterrad weg. Fahren war damit erledigt. Wir hatten nur noch die Möglichkeit zu schieben und hofften, dass wir nach dem Herunterrollen auf der anderen Seite des Berges das Fahrrad in ein Taxi packen können. Stände oder Häuser gab es an dieser Bergstraße nämlich nicht. So ging es dann 9 Kilometer bei 8% Steigung den Berg hinauf und es wurde dunkel. Kein Mond, keine Straßenlaternen, nur unser Fahrradlicht leuchtete noch. Rechts uns links der Straße konnte man Tierlaute in den Bäumen hören und ab und zu überholte uns auch mal ein Roller.

Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir den höchsten Punkt der Straße aber unsere Freude darüber hielt nur sehr kurz. Kaum auf dem Platz angekommen wurden wir von allen Seiten von Hunden attackiert. Man hörte nur noch lautes Bellen, knurren und die schnellen Schritte der Hunde auf dem Asphalt. Mit sehr viel Aggressivität und lautem Geschrei konnten wir die Hunde auf ein paar Meter Abstand halten. Hier oben gab es jetzt auch wieder Verkaufsstände und nach etwas mehr als einer Minute versuchten die Leute in den Ständen uns zu helfen. So konnten wir uns in einen der Verkaufsstände retten.

Sich den Berg hinunter rollen zu lassen kam jetzt natürlich nicht mehr in Frage. Wir versuchten der Frau unsere Lage zu erklären und nach gut 30 Minuten erreichte sie über ihr Handy jemanden der uns abholen konnte. Weitere 30 Minuten sollte es dauern. Dieser Fahrer wollte allerdings keine Fahrräder mitnehmen. Das war uns mittlerweile egal. Wir hätten sie auch am nächsten Tag bei Tageslicht holen können und bei der Frau stehen gelassen. Diese hat uns jedoch zu verstehen gegeben, dass sie das nicht will. Sie gab uns mit den typischen Zeichen zu verstehen, dass man hier oben für so ein Fahrrad erschossen oder einem die Kehle aufgeschlitzt wird. Wird dachten uns zunächst nichts weiter dabei, sondern überlegten schon wo wir die Fahrräder stattdessen deponieren sollen.

Nach 30 Minuten kam dann tatsächlich der gerufene Fahrer und dieser hatte zu unserer Überraschung ein Auto mit Ladefläche. Die Fahrräder konnten wir mitnehmen und wurden bis vor unser Hotel gefahren. In der ganzen Hektik vergaßen wir jedoch beide unsere Helme in dem Verkaufsladen. Dies störte uns jetzt aber auch nicht weiter, da wir einfach froh waren in der Stadt zu sein. Auch der Fahrer hatte unsere missliche Lage verstanden. Daher mussten wir am Ende auch umgerechnet 80 Euro für den Transport bezahlen. Kurz gesagt: Wir haben es gern gezahlt. Im Hotel teilte man uns dann mit, dass wir froh sein sollen im Hotel zu sein, da dort oben am Berg schon „komische Sachen“ passiert seien. Da bekamen die Zeichen der Frau natürlich nochmal eine andere Bedeutung. Immerhin waren wir jetzt im Hotel und es ging uns gut.

Felix ist nun froh am Sonntag von Da Nang heim zu fliegen und aufgrund des doch sehr heftigen Tages werde ich das Kapitel Südostasien auch vorzeitig beenden. Die Reise ist flexibel genug gestaltet und ein neuer Start in Australien sagt meinem Gefühl besser zu. Da ich in Australien auch mehr Zeit haben werde, werde ich nicht von Adelaide, sondern von Cairns nach Sydney fahren. Die Strecke ist etwas länger und somit sollte die Zeit gut gefüllt sein.

Insgesamt waren es 827 Kilometer mit dem Fahrrad in einem Land mit den weltweit meisten Verkehrstoten. Die Einwohner sind wie bereits beschrieben überwiegend wirklich sehr freundlich. Die Landschaft ist teilweise sehr beeindruckend und schön. Negativ wird aber leider auch der viele Müll, Dreck, Hunde und natürlich der gesamte Tag von Dong Ha nach Da Nang in Erinnerung bleiben.

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2 Antworten zu Von Ninh Binh nach Da Nang – Und eine letzte Etappe die letztendlich die Reisepläne ändert

  1. Sebastian sagt:

    Ach du grüne Neune! Dann drück ich mal die Daumen, dass Du in Australien eine bessere Zeit hast.

  2. Johannes und Ivonne sagt:

    Ja, nur gut, dass man nicht vorher weiß, was bei so einer Reise alles auf einen zukommt. Alle Achtung, dass du das alleine wagst und toll, dass du das mit einem guten Zweck verbindest.
    Wir wünschen dir alles Gute, viele schöne Eindrücke, Begegnungen, Erfahrungen und eine gesunde Heimkehr!

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